~Kapitel II – Die Gemeinschaft findet sich~

 

Ein Mensch, etwa 1,80 Meter groß mit grünen Augen und schulterlangen, braun-schwarzen Haaren, ging gerade die Straße entlang. Es war schon spät, und der auf seinen Magierstab gestützte Hexenmeister war müde. Er zog seinen Umhang enger zusammen, denn es wurde recht kühl in dieser Nacht. Er hoffte, in der nahe gelegenen Taverne eine Übernachtungsgelegenheit zu finden. Plötzlich hörte er Schreie, die aus einer kleinen Nebengasse kamen. Neugierig, wie er war, kehrte er um und ging vorsichtig zu dieser Gasse zurück. Behutsam blickte der Hexer um die Ecke, doch das Einzige, was er sah, war ein Wesen, welches sich aus dem Staub machte. Er versuchte noch, einen Feuerpfeil auf das Wesen zu feuern, doch es war schon weg, bevor er seinen Zauber zu Ende gesprochen hatte. Kaum war das Wesen verschwunden, hörte der Mensch mit dem Umhang erneut diesen Schrei, und es schauderte ihn. Er beschloss seinen ursprünglichen Weg wieder aufzunehmen, und ging in Richtung der Taverne.

Der Hexenmeister kam bei der Taverne an und wollte gerade die Türe öffnen, als ihm ein ihm unbekannter Magier durch die Türe entgegenkam. Der Fremde rannte den Hexer beinahe um und verschwand danach in der Dunkelheit. Der Hexer betrat die Taverne und sah eine große Menschenmenge, die sich um den Bürgermeister versammelt hatte. Er ging auf den Bürgermeister zu und fragte ihn, was denn hier los ist, und ob er wisse, was für ein Wesen sich draußen herumtreibe.

Da sich der Bürgermeister offenbar mit einem anderen Gast unterhielt, wandte sich der Hexenmeister an einen in der Nähe stehenden Zwerg: „Seid gegrüßt! Mein Name ist Merlok, und ich wollte fragen, ob Ihr vielleicht etwas über diese Schatten wisst?“ Der Zwerg antwortete, er selbst habe erst eben von deren Existenz gehört, aber gegen eine entsprechende Belohnung wäre er bereit, gegen diese zu kämpfen. Er stellte sich als Óin vor und verneigte sich vor allen.

Der Adlige hatte schon viel erlebt aber das Auftreten des Magiers erstaunte ihn genauso wie die anderen Besucher der Taverne. Er fragte die Elbin: „Wer war das denn?!“ Die Silberelbin schauderte beim Anblick dieses Magiers, der eben noch da gewesen und schon wieder verschwunden war... „Ein mächtiger Magier mit der Fähigkeit der Teleportation. - Ich heiße übrigens Gil-Estil. Ich danke Euch für Eure Hilfe.“ Gil-Estil stand auf und schob ihre Harfe in die Tasche, bevor jemand sie zu genau betrachten und vielleicht erkennen würde. Der Adlige sagte zu Gil-Estil, der Elbin: „Vielleicht wollt Ihr mit zum Bürgermeister kommen und hören, was er über den Auftrag und vielleicht auch über den Magier zu sagen hat?“ und ging hinüber zum Bürgermeister, wo schon weitere Zuhörer standen, unter ihnen war auch der Zwerg und ein anderer Mensch, den er vorhin noch nicht gesehen hatte...

Gil-Estil packte ihre Sachen und folgte lautlos dem Menschen, wobei ihr bläulich-schimmernder Umhang sacht wehte. „Normalerweise nennt man auch seinen Namen, wenn man den eines anderen hört“, sagte sie freundlich lächelnd zu dem ihr adlig erscheinenden Menschen und lächelte auch zu dem Zwerg, der scheinbar nur der Belohnung wegen hier war. „Oh,“ erwiderte der Adlige, „Ich war lange nicht mehr unter so zivilisierten Wesen und habe es deswegen glatt vergessen. Entschuldigt vielmals, mein Name ist Kalus.“

Kalus wandte sich nun wieder dem Bürgermeister zu und sagte: „Ich wäre auch bereit, gegen die Schatten zu kämpfen, die Bezahlung ist mir nicht wichtig; Hauptsache, ich kann helfen!“ „Ich hätte eine Idee“, sagte Kalus zu den der Elbin, dem Zwerg und dem anderen Menschen, „Alleine sind wir zu schwach gegen die Schatten, doch als Gruppe können wir bestimmt etwas erreichen. Lasst uns unsere Kräfte vereinen und gemeinsam gegen die Schatten ziehen.“ „Als Gruppe? Die Idee ist nicht schlecht, werden wir pro Person bezahlt? Ihr müsst verstehen, für mich ist so etwas einfach wichtig.“ meinte Óin und blickte in Richtung des Bürgermeisters, welcher sofort 600 Goldstücke pro Person zusagte, sollten die Schatten gestoppt und seine Tochter zurück gebracht werden.

Die junge Elbin wandte sich an Óin und Merlok: „Ich bin Gil-Estil, eine Silberelbin; ich wanderte gerne durch diese Gegend, bis vor kurzem... Seit einigen Tagen verspüre ich hier eine böse Existenz. Ich habe mich umgehört; es verschwinden Menschen spurlos und immer mehr furchtlose Helden kehren nicht wieder zurück, nachdem sie in die Berge gegangen sind.“ Sie schaute zu dem Zwerg und zu dem Menschen... „Merlok, was habt Ihr bisher in Erfahrung gebracht?“

***

Der wundersame Magier, Tiram, war wieder auf der Straße. “Ahhh jaaa, Schatten... Ist schon eine Weile her, das ich welche von ihnen gesehen habe. Baldivan muss einen Nachfolger haben... tztz, wie unachtsam von Baldivan.“ Er hörte Schreie aus einer Gasse. „Jaja, ich habe wieder Arbeit.“ Er ging in die Gasse und sah, wie ein Schatten gerade ein Frau angriff. „Hey!!! Leg dich mit einem an, der genauso stark ist wie du!“ Dann sprach er einen Bannzauber und die Gasse war mit Licht erleuchtet. Der Schatten war weg. Jaja, genau wie ER damals... Der Magier holt sein rotes Schwert aus der Tasche, blickte auf die schimmernde Schneide und sprach seine Gedanken laut aus: „Das ist deine Geschichte. Das Leben ist eine Geschichte, dessen Ende du bestimmst.“ Daraufhin ging er wieder in Richtung Straße... die Frau war inzwischen weg...

Tiram überlegte inzwischen, was er tun könne, um die Schatten zu besiegen: Hmmm... Das wird diesmal nicht so einfach... Ich brauche jemanden, der für mich die Drecksarbeit macht... Ich sollte zur Taverne zurück, da finde ich bestimmt jemanden... Ich habe etwas gespürt, als ich dort war... Nein, das kann nicht sein... Sie können nicht zurück sein. Nicht die Besitzer und "es" auch nicht. Daraufhin schritt Tiram zurück in Richtung der Taverne. Er hatte immer noch sein großes, rotes Schwert in der Hand, und als er eintrat, sah er eine Gruppe aus einem Adligen, einem Zwerg, einem Hexenmeister und einer Elbin. Er dachte sich: Oder doch? Nein, das sind sie nicht... Und er ließ den Gedanken verschwinden.

Gil-Estil sah den Magier wieder. Erneut wurde ihr Unbehagen geschürt, denn sie schien zu wissen, welche Macht in ihm steckte. Unweigerlich zog sie sich in eine dunklere Ecke der Taverne zurück, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen.

Tiram überlegte, wie er am besten diese Gruppe dazu bringen könnte, mit ihm zu kommen. Verzaubern? Nein, das wäre zu auffällig, dachte er sich. Auf einmal durchzuckte ihn ein Schmerz. Ohhh... nein... kein Ritter. Muss das sein? Es muss... Daraufhin machte er sich unsichtbar und sprach einen Überredungszauber aus. Der Magier war so leise und schnell wie der Wind. Er sprach seinen Zauber aus, welcher in Richtung der Gruppe und der Elbin flog. Auf einmal spaltete er sich und ein Strahl zielte auf jede Person, an die er dachte... den Ritter, den Hexer, den Zwerg, der Elbin...

Die Silberelbin saß weiter in der dunklen Ecke und beobachtete den Zauberer sehr genau. Gil-Estil hatte es geahnt... Sie sah den Zauberer fliegen und auch den Spruch erkannte sie, den er wirken wollte. Sicher hatte er damit bei den anderen eine große Chance, aber nicht bei ihr... Sie wollte jedoch in Erfahrung bringen, was der Zauberer vorhatte und tat aus diesem Grund so, als sei sie ebenfalls vom Zauber erfasst. Sie stand auf und ging zu der Gruppe zurück, blieb schweigsam hinter ihnen und lauschte aufmerksam.

Dank Merloks magischen Fähigkeiten schlug der Überredungszauber des unbekannten Magiers fehl. Er spürte, dass der Zauber auch bei der Elbin nicht gewirkt hat, sie aber trotzdem der Gruppe folgte. Weil auch er herausfinden wollte, was vor sich ging, folgte er dem Magier und hoffte, dass dieser den Fehlschlag des Zaubers nicht bemerkt hatte. Der Hexenmeister stimmte der Bildung einer Gruppe zu. „Ich war lange Zeit alleine unterwegs und würde mich freuen, wieder in einer Gruppe reisen zu können.“

Tiram sah durch seine magischen Fertigkeiten, dass Merlok seinen Zauber abgewehrt hatte und er auch bei der Elbin nicht den gewünschten Erfolg erzielt hatte. Er sah wie die Elbin nur so tat. Ahh... dann Spiel ich mal in deinem Spiel mit... dachte er und trat zu der Gruppe, um sie zu begrüßen. „Guten Tag ich suche jemanden, der mit mir zur Höhle der Schatten kommt und mir hilft.“ Während dessen ging er zur Elbin und fasste sie an der Schulter. Auf einmal durchströmte die Elbin die Magie der Beherrschung. Der Zauber von Tiram war so stark, dass selbst die größten Bannzauber und Resistenzen nicht gegen ihn ankamen. Das wollte ich dir zwar nicht antun, kleine Elbin, aber es musste sein... Der andere scheint nicht besonders stark zu sein, dieser Merlok...

Gil-Estil schaute erschrocken zu dem Magier, als sie erkannte, dass er zu mächtig war, bevor sich ihre Augen für einen kurzen Moment verklärten. Sie durchfuhr eine Energie, wie sie sie nie zuvor verspürt hatte. Mit einem Mal strahlten ihre Augen wie zuvor dieses geheimnisvolle Blau aus. Nichts an ihrem Äußeren deutete darauf hin, dass der Magier sie nun doch mit einem Bannzauber belegt hatte. Auch sie folgte nun der Gruppe, geführt vom Willen des Zauberers. Der innere Kampf, den sie mit dem mächtigen Magier führte, drang dabei nicht nach außen.

Die junge Elbin ließ sich nun nicht mehr davon abhalten, der Gruppe beizutreten und mit ihr zu reisen, wohin sie auch gehen würde. Doch sie wollte sich nicht beherrschen lassen, sie wollte einen freien Willen haben und nicht unterdrückt werden. Sie lauerte nur auf eine Gelegenheit, den mächtigen Zauber zu bannen, doch zunächst war lauern und nicht aufgeben, das einzigste, was sie tun konnte.

Merlok erkannte, dass der Magier wusste, dass sein Zauber nicht auf den Hexenmeister gewirkt hat. Als er dann sah, wie der Magier die Elbin unter Kontrolle brachte, entschloss er sich, zu verschwinden und der Gruppe heimlich zu folgen. Er zog eine Schriftrolle aus seinem Mantel, las den Spruch und teleportierte sich weg. Er teleportierte sich ziemlich genau an den Ort, an dem er zum ersten Mal die Schreie gehört hatte. Er ging zur Taverne zurück. Als er ankam, sah er gerade noch eine dunkle Gestalt in die Taverne eintreten. Er suchte ein gutes Versteck in einer Nebengasse, von wo aus er gute Sicht auf die Taverne hatte. Es war entsetzlich kalt, und er zog seinen wärmenden Umhang fester um sich. Der Hexenmeister war fest entschlossen, der Gruppe zu folgen und sie aus der Gewalt von Tiram zu befreien. Merlok hatte zudem so auch die Möglichkeit, etwas über diese mysteriösen Schatten herauszufinden.

Óin folgte dem Zauberer... er wusste nicht, warum, aber er hatte eine tiefe, innere Überzeugung, das Richtige zu tun. Kalus war aus irgendeinem Grund auch willig das zu tun, was der Magier sagte, aber da dies auch mit seinem ursprünglichen Wunsch zu helfen überein stimmte, gab es da zur Zeit kein Problem - Geduld war angesagt. Ihn verwirrte nur, dass er bei Tiram sowohl eine gute Aura als auch eine böse fand; dies hatte er noch nie zuvor gespürt und man musste der Sache auf den Grund gehen, da war er sich sicher. Er widmete sich nun wieder den Abreisevorbereitungen, polierte mal wieder sein Schwert, als er plötzlich etwas spürte und jemand zur Tür eintrat...

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copyright Katrin Paech


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